D' Kirwasau wird verbrennt !

Den Abschluss der Kirchweih am Sonntag nach dem Veitstag bildet ein eigenartiger Brauch.
Am Nachmittag des dritten Feiertags ( Dienstag ) fertigen junge Burschen, früher Zechbuben genannt, in einer Wirtschaft aus Stroh und alten Kleidungsstücken eine mächtige Strohpuppe, die sogenannte "Kirwäsau".
Andere Burschen nageln aus Latten und Stangen eine Tragebahre zusammen, auf welche die Puppe gelegt wird. Neuerdings wird dieselbe auf einen Anhänger geladen und durch eine Zugmaschine zum " Richtplatz" gefahren.


Bei Eintritt der Dunkelheit wird der "Leichenzug" aufgestellt. Voraus geht hemdsärmlig, ohne Kopfbedeckung und mit einer weißen Schürze angetan einer der Burschen, der durch lebhaftes Peitschenknallen einen wenig angenehmen Ohrenschmaus bietet.
Ihm folgen junge Leute, die mit Mund- oder Ziehharmonikas, mit Topfdeckeln und anderen Instrumenten eine schauerliche "Trauermusik" hervorbringen. Darauf folgen die Träger mit der "Kirchweihsau". Den Schluss bildet eine Menge großer und kleiner Kinder.


Der Zug bewegt sich zur Altmühlbrücke, auf welcher haltgemacht wird. Die Strohpuppe wird von der Tragebahre oder dem Wagen genommen, an einer Heugabel aufgespießt und hochgehoben, damit sie nochmals von den "Hinterbliebenen" gesehen werden kann. Sie wird von den nächsten Umstehenden mit Birkenruten oder Peitschen geschlagen und noch allerlei Schabernack getrieben.
Hierauf wird Ruhe geboten. Einer der jungen Leute besteigt einen Stuhl und hält eine humoristisch gehaltene "Leichenrede", die öfters von dem herzzerreißenden Wehklagen der "trauernd Hinterbliebenen" unterbrochen wird.

Anno letztes Jahrtausend
Nun wird die Strohpuppe mit Petroleum übergossen, angezündet und in die Altmühl geworfen. Birkenzweige, die Tragebahre und einige inzwischen geleerte Maßkrüge folgen nach. Während die Strohpuppe brennend auf dem Wasser weiterschwimmt, vergießen die "Leidtragenden" die bekannten Krokodilstränen und singen Abschiedslieder nach.
Nach dieser eigenartigen Kirchweihsitte, die leider leicht zu Übertreibungen verleitet, kehren die jungen Leute wieder in die Gaststätte zurück, wo der "Leichentrunk" gehalten wird.
Dieser Brauch wäre, falls seine Wurzeln in germanischer Zeit zu suchen sein sollten, als Opferung zur Besänftigung böser Mächte oder zur Vertreibung der gefürchteten Luftgeister durch die auflodernden Flammen zu deuten. Das Verbrennen der Puppe könnte aber auch als Freudenfeuer über das endgültige Weichen des Winters angesehen werden.
Quelle :
Heimatbuch Solnhofen
S. 157